Die komplexe Frage nach dem "idealen" Gewicht bei 1,70m Körpergröße
Die Frage "wie viel sollte man wiegen wenn man 1.70 groß ist" ist eine der häufigsten, wenn es um das Thema Gesundheit und Körpergewicht geht. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass es keine einzige, universelle "ideale" Zahl gibt, die für jeden Menschen mit dieser Körpergröße zutrifft. Das Körpergewicht ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, darunter Körperzusammensetzung, Alter, Geschlecht, Knochenbau und individueller Gesundheitszustand. Während der Body-Mass-Index (BMI) eine erste Orientierung bietet, reicht er alleine oft nicht aus, um ein umfassendes Bild zu zeichnen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte, die bei der Beantwortung dieser Frage eine Rolle spielen und hilft Ihnen, ein realistisches und gesundes Zielgewicht für sich zu definieren.
Der Body-Mass-Index (BMI) als erster Anhaltspunkt
Der Body-Mass-Index (BMI) ist ein weit verbreitetes Maß, um das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße zu bewerten. Er wird berechnet, indem das Körpergewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergröße in Metern geteilt wird (BMI = Gewicht [kg] / (Größe [m])²). Für einen Menschen, der 1,70 Meter groß ist, ergeben sich basierend auf den Standard-BMI-Kategorien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) folgende ungefähre Gewichtsbereiche:
- Untergewicht: BMI unter 18,5. Für eine Größe von 1,70m würde dies ein Gewicht unter etwa 53,5 kg bedeuten.
- Normalgewicht: BMI zwischen 18,5 und 24,9. Dies entspricht einem Gewicht zwischen circa 53,5 kg und 72 kg bei 1,70m Körpergröße. Dieser Bereich wird oft als gesundheitlich unbedenklich angesehen und ist das primäre Ziel für die meisten Menschen.
- Übergewicht: BMI zwischen 25,0 und 29,9. Bei 1,70m Größe liegt das Gewicht hierbei zwischen ungefähr 72,1 kg und 86,5 kg. Übergewicht kann das Risiko für bestimmte Krankheiten erhöhen.
- Adipositas (Fettleibigkeit) Grad I: BMI zwischen 30,0 und 34,9. Dies entspricht einem Gewicht von etwa 86,6 kg bis 101 kg bei 1,70m.
- Adipositas (Fettleibigkeit) Grad II: BMI zwischen 35,0 und 39,9. Hier liegt das Gewicht zwischen etwa 101,1 kg und 115,5 kg.
- Adipositas (Fettleibigkeit) Grad III: BMI ab 40,0 und höher. Dies beginnt bei etwa 115,6 kg.
Ein Beispiel: Eine Person mit 1,70m Größe und 65 kg Gewicht hätte einen BMI von 65 / (1,70 1,70) = 65 / 2,89 = 22,49, was im Normalgewichtsbereich liegt. Es ist jedoch entscheidend zu verstehen, dass der BMI ein statistischer Durchschnittswert ist und individuelle Unterschiede nicht vollständig berücksichtigt.
Die Bedeutung der Körperzusammensetzung: Muskeln vs. Fett
Während der BMI eine schnelle Einschätzung ermöglicht, hat er eine erhebliche Einschränkung: Er unterscheidet nicht zwischen Muskelmasse und Fettmasse. Muskeln sind im Allgemeinen dichter und schwerer als Fettgewebe. Das bedeutet, dass zwei Personen mit der gleichen Körpergröße und dem gleichen Gewicht einen völlig unterschiedlichen Körperbau und Gesundheitszustand haben können.
- Sportler und Muskelmasse: Ein Leistungssportler oder eine sehr muskulöse Person von 1,70m Größe kann durchaus 75 kg oder mehr wiegen und einen BMI im "Übergewicht"-Bereich haben, ohne dabei einen erhöhten Körperfettanteil oder gesundheitliche Risiken zu besitzen. Ihr hohes Gewicht resultiert aus einer hohen Muskelmasse, die sogar gesundheitsfördernd ist.
- Normalgewicht mit hohem Körperfettanteil ("Skinny Fat"): Umgekehrt kann eine Person von 1,70m Größe 60 kg wiegen (also im "Normalgewicht"-Bereich liegen), aber einen überdurchschnittlich hohen Körperfettanteil und eine geringe Muskelmasse aufweisen. Dieser Zustand, oft als "Skinny Fat" bezeichnet, kann trotz eines scheinbar gesunden BMI mit erhöhten Gesundheitsrisiken verbunden sein, wie zum Beispiel Insulinresistenz oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Daher ist die Betrachtung der Körperzusammensetzung (z.B. mittels Bioelektrischer Impedanzanalyse, Caliper-Messung oder DXA-Scan) oft aussagekräftiger als der BMI allein. Der Körperfettanteil, insbesondere der viszerale Fettanteil (Fett um die Organe), ist ein wichtiger Indikator für die Gesundheit.
Alters-, Geschlechts- und Knochenbau-Faktoren
Weitere individuelle Merkmale beeinflussen, wie viel man bei einer Größe von 1,70m "gesund" wiegen sollte:
- Geschlecht: Frauen haben in der Regel einen höheren Körperfettanteil als Männer, da Fett für Fortpflanzungsfunktionen und hormonelle Gleichgewichte eine Rolle spielt. Männer neigen aufgrund ihrer hormonellen Ausstattung eher zu einem höheren Muskelanteil. Daher können die "gesunden" Gewichtsbereiche für eine Frau und einen Mann gleicher Größe geringfügig variieren, wobei Männer tendenziell im oberen Bereich des Normalgewichts liegen können.
- Alter: Mit zunehmendem Alter verändert sich die Körperzusammensetzung. Die Muskelmasse nimmt oft ab (Sarkopenie), während der Fettanteil zunimmt, auch wenn das Gewicht stabil bleibt. Ein leicht höherer BMI im Alter kann unter Umständen als normal oder sogar schützend angesehen werden, da ein zu geringes Gewicht im Alter mit anderen Risiken verbunden sein kann. Die WHO-Klassifikation für BMI gilt primär für Erwachsene zwischen 18 und 65 Jahren.
- Knochenbau/Statur: Menschen haben unterschiedliche Knochenstrukturen - von einem zarten, schmalen Knochenbau bis zu einem kräftigen, breiten Knochenbau. Eine Person mit einem breiteren Knochenbau wird bei gleicher Größe naturgemäß ein höheres Gewicht aufweisen als jemand mit einem sehr zierlichen Knochenbau, ohne dass dies gesundheitlich bedenklich wäre. Ein einfacher Test zur Bestimmung der Statur ist das Umfassen des Handgelenks mit Daumen und Mittelfinger der anderen Hand. Überlappen sich die Finger stark, deutet dies auf einen zarten Knochenbau hin; berühren sie sich gerade, auf einen mittleren; und können sie sich nicht berühren, auf einen kräftigen Knochenbau.
Der Weg zu einem gesunden Gewicht: Individuelle Betrachtung und Expertenrat
Angesichts all dieser Faktoren wird deutlich, dass die Frage "wie viel sollte man wiegen wenn man 1.70 groß ist" nicht pauschal beantwortet werden kann. Vielmehr geht es darum, ein Gewicht zu finden, bei dem man sich wohlfühlt, energiegeladen ist und das mit einem geringen Risiko für gewichtsbedingte Krankheiten verbunden ist. Anstatt sich ausschließlich auf die Zahl auf der Waage zu konzentrieren, sollten Sie folgende Punkte in Betracht ziehen:
- Körpergefühl und Wohlbefinden: Fühlen Sie sich fit, haben Sie ausreichend Energie und können Sie alltägliche Aktivitäten problemlos bewältigen? Dies sind oft bessere Indikatoren für Gesundheit als eine reine Zahl.
- Gesundheitsindikatoren: Achten Sie auf Ihren Blutdruck, Cholesterinwerte, Blutzuckerspiegel und Taillenumfang. Ein Taillenumfang von über 88 cm bei Frauen und über 102 cm bei Männern wird unabhängig vom BMI als erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes angesehen.
- Ernährungs- und Bewegungsverhalten: Ein ausgewogener Lebensstil mit regelmäßiger körperlicher Aktivität und einer nährstoffreichen Ernährung ist entscheidend für ein gesundes Gewicht und die allgemeine Gesundheit.
- Professionelle Beratung: Für eine präzise Einschätzung Ihres individuellen optimalen Gewichts und Gesundheitszustands ist es ratsam, einen Arzt oder einen Ernährungsberater zu konsultieren. Diese können Ihre persönliche Situation (Gesundheitsgeschichte, Lebensstil, Ziele) berücksichtigen und Ihnen fundierte Empfehlungen geben. Sie können auch fortgeschrittenere Messmethoden zur Körperzusammensetzung anwenden und Ihnen helfen, realistische und nachhaltige Ziele zu setzen.
Letztendlich ist das "richtige" Gewicht bei 1,70m das, bei dem Sie gesund sind, sich gut fühlen und Ihr Körper optimal funktioniert. Es ist ein dynamischer Zustand, der sich im Laufe des Lebens verändern kann und sollte stets ganzheitlich betrachtet werden.